In-House Nearshoring mit creativestyle: Interview mit CEO Jaromir Fojcik

München, Krakau und Rybnik. Creativestyle trägt die Multinationalität sozusagen im Blut. Gründer und CEO von creativestyle Jaromir Fojcik beschreibt im Interview die Besonderheiten der Unternehmensstruktur von creativestyle und ihre Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit Kunden.

 

Schon seit Jahren ist der Fachkräftemangel in Deutschland deutlich spürbar – nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Kunden. Besonders in der IT-Branche ist diese Entwicklung spürbar: 2019 gab es laut einer Studie von bitkom 124.000 unbesetzte Stellen für IT-Experten, 51% mehr als im Vorjahr – jedes dritte Unternehmen sucht Fachkräfte für die IT-Abteilung. Creativestyle hat diesbezüglich eine Lösung gefunden, die seit der Gründung in 2001 fest in der Unternehmensstruktur verankert ist: verantwortungsvolles und nachhaltiges Nearshoring. So werden die Projekte von Entwicklern, Beratern und Designern von drei Standorten – München, Krakau und Rybnik – betreut.

Bereits seit der Unternehmensgründung 2001 baut creativestyle auf die multinationale Arbeitsweise. Was genau bedeutet Nearshoring bei creativestyle?
Bei creativestyle bearbeiten wir die Kundenprojekte von drei Standorten aus: München, Krakau und Rybnik. Meiner Meinung nach betreiben wir bei creativestyle kein klassisches Nearshoring, da wir keine Tätigkeiten an andere Dienstleister auslagern um Kosten einzusparen. Die Multinationalität des Unternehmens entspringt vielmehr meinen eigenen polnischen Wurzeln. Daher bezeichnen wir unser Setup als In-House Nearshoring - also die Nutzung eines attraktiven Standortes mit eigenen Ressourcen.

Und wie sieht das für eure Kunden aus?
Auch aus Kundensicht trifft der klassische Begriff des Nearshorings es nicht ganz auf den Punkt. Unsere Kunden beauftragen mit uns eine deutsche Firma mit Hauptansprechpartner in München, profitieren aber gleichzeitig von günstigeren Stundensätzen durch unsere Entwicklungsstandorte in Polen.

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Büroräume von creativestyle in Krakau

Welche Merkmale von Nearshoring sind für creativestyle entscheidend?
In erster Linie überzeugt Nearshoring natürlich durch die niedrigen Kostenstrukturen im angrenzenden Ausland. Nehmen wir das Beispiel der Webentwicklung: Bei attraktiver Bezahlung unserer Entwickler liegen wir bei creativestyle dennoch etwa 40% unter den Stundensätzen für einen deutschen Entwickler mit denselben Qualifikationen. Das bringt uns direkt zum nächsten entscheidenden Punkt: Die Qualifikation. Denn das Ausbildungsniveau und die technische Aktualität am Standort Polen steht der Deutschen in nichts nach, darin bestätigt uns unter anderem die Studie zum deutschen Innovationssystem aus 2019.

Und abgesehen von den wirtschaftlichen Aspekten?
Die Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland bietet für uns viele Vorteile. Allein die nicht vorhandene Zeitverschiebung ermöglicht eine reibungslose Abstimmung des Tagesgeschäfts. Ebenso ist die räumliche Distanz überschaubar: eine gute Verbindung nach Krakau ermöglicht es uns, regelmäßig persönliche Meetings oder Workshops zu realisieren. In jedem Kundenprojekt finden daher nicht nur ein regelmäßiger Austausch mit der Projektleitung statt, sondern auch mit den Entwicklerteams – entweder an einem creativestyle-Standort oder vor Ort beim Auftraggeber. Unsere Teams arbeiten auf Augenhöhe, „anonymes Outsourcing“ gibt es bei uns also nicht.

Ein häufig angesprochene Herausforderung im Nearshoring ist die Sprachbarriere. Wie meistert creativestyle diese Hürde?
Die Kommunikation auf Englisch ist im IT-Bereich weit verbreitet, daher ist die Abstimmung trotz Sprachbarriere bei uns sehr erfolgreich. Auch von unseren Kunden erhalten wir regelmäßig gutes Feedback, dass die direkte englische Kommunikation mit unseren Entwicklern sehr gut funktioniert. Außerdem ist in jedem Kundenprojekt ein Projektleiter aus unserem Münchner Büro involviert.
Welche Vorteile bietet Nearshoring creativestyle und euren Kunden?
Unsere Teams in Deutschland und Polen arbeiten nach einheitlichen Prozessen und Qualitätsstandards am Erfolg des Kundenprojektes. Besonders entscheidend ist zum einen das hohe Niveau der IT-Fachkräfte aus Polen, zum anderen die bessere Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Spezialisten in den Bereichen Backend-Entwicklung, Frontend-Entwicklung und DevOps. Somit ist es uns möglich, jedes Jahr weiter zu wachsen und unseren Kunden auch in besonders anspruchsvollen Entwicklungsprojekten die richtigen Ressourcen zur termingerechten Umsetzung ihrer E-Commerce-Projekte zur Verfügung zu stellen.

Wie wirkt sich die multinationale Strategie auf den Arbeitsalltag bei creativestyle aus?
Hauptsächlich durch die Sprache, die bei uns intern in der Regel Englisch ist. In täglichen Standup Meetings tauschen sich die Projekt-Teams, die bei uns agiles Projektmanagement nach Scrum leben, zu Status, Herausforderungen und Prioritäten ihres aktuellen Projekts aus. Abhängig von der Phase des Projektes finden auch mit unseren Kunden tägliche oder wöchentliche virtuelle Meetings statt, sodass beide Parteien stets über aktuelle Entwicklungen und notwendige Anpassungen informiert bleiben. Das funktioniert in Zeiten des vernetzten Arbeitens einwandfrei. Darüber hinaus treffen wir unsere Kunden regelmäßig zu Workshops, um im persönlichen Austausch wichtige Meilensteine des Projektes zu bearbeiten. Diese finden beispielsweise zu Beginn eines Projekts, vor Go-Live zur Abstimmung des reibungslosen Launch, und während eines etablierten Projekts zur Besprechung wichtiger neuer Features oder Deployments statt.

Gibt es Probleme, die durch das Nearshoring entstehen? Wie geht ihr mit diesen Problemen um?
Natürlich sind gewisse Reibungsverluste in der Kommunikation nicht auszuschließen. In diesem Fall liegt die Aufgabe beim Product Owner in Deutschland, diese Reibungsverluste auszugleichen. Wenn sich beispielsweise ein Ansprechpartner beim Kunden mit der Kommunikation auf Englisch schwer tut, fungiert der Product Owner stärker als Vermittler.
In anderen Projekten stärken wir wiederum den direkten Austausch zwischen IT auf Kundenseite und unseren Entwicklern in Polen - immer so, wie es für das Projekt und die Beteiligten am besten funktioniert. Unseren Kollegen in Polen bieten wir zudem wöchentliche Deutsch- und Englischkurse an, um laufend an der Kommunikation mit unseren Kunden zu arbeiten. Außerdem fördern wir den persönlichen Austausch vor Ort innerhalb der Projektteams. So werden Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl zwischen allen Beteiligten gestärkt.

Kommen persönliche Kontakte zwischen den polnischen und deutschen Teams aufgrund der räumlichen Trennung nicht zu kurz?
Aufgrund der räumlichen Verteilung ist es für uns natürlich etwas schwieriger, alle Kollegen regelmäßig für gemeinsame Aktivitäten zu versammeln. Deshalb haben wir zwei feste Termine in jedem Jahr, zu denen alle Teams zusammenkommen. Im Sommer organisieren wir eine “creativeparty”, bei der alle unsere Mitarbeiter ein gemeinsames Wochenende mit Teambuilding-Aktivitäten, Sport und Feiern verbringen. Bei der creativestyle Weihnachtsfeier lassen wir das Jahr gemeinsam revue passieren und stimmen uns auf die Ziele für das neue Jahr ein.

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Creativestyle Weihnachtsfeier 2019

Vielen Dank für das Gespräch Jaro! 

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