Im Juni 2020 läuft der Support von Magento 1 aus, vor allem Sicherheit und Payment können ab diesem Zeitpunkt somit nicht mehr garantiert werden. Höchste Zeit also, die Migration auf Magento 2 anzupacken. Diese hat es aber technisch durchaus in sich und ist keineswegs mit einem einfachen Update vergleichbar. Wir zeigen auf, welche wichtigen Punkte zum Start des Migrationsprojektes unbedingt beachtet werden sollten.
Zunächst mal zum Hintergrund: 2008 erblickte die erste öffentlich verfügbare Version von Magento das Licht der Welt. Im Laufe der Zeit wurde Magento 1 um kleinere Updates und Features erweitert (“Minor Releases”), bis im November 2015 mit Magento 2.0 der nächste große “Major Release” erschien. Da immer noch der Großteil aller Magento-Shops weltweit auf Version 1 laufen - der letzte Release war Magento 1.9.4.3 - wurde der Support für die Plattform aber noch bis heute aufrecht erhalten. Doch damit wird im Juni 2020 Schluss sein.
Während die Updates auf die sogenannten “Minor Releases” (beispielsweise von Version 1.8 auf 1.9 oder von 2.2 auf 2.3) weitestgehend automatisiert und ohne großen Aufwand erfolgt, birgt die Migration von Magento 1 auf 2 deutlich größere Herausforderungen, die wir im Folgenden näher erläutern möchten. Eine erfahrene Magento-Agentur hilft dir dabei, eine reibungslose Migration auf Magento 2 zu planen und durchzuführen.
Warum wird der Support für Magento 1 eingestellt?
Da sich Version 1 und 2 in ihrem Aufbau grundlegend unterscheiden, ist die weitere Pflege der alten Version für Magento nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll. Größere Händler sind bereits weitestgehend auf Magento 2 migriert oder befinden sich bereits in der aktiven Migration. Auch auf Seite der Agenturen hat sich die Spezialisierung der Entwickler längst zu Magento 2 verschoben, wodurch es für Händler zunehmend schwer wird, gute Entwickler für Magento 1-Projekte zu finden.
Hinzu kommt, dass eine Plattform wie Magento auch von der Einbindung zahlreicher Extensions lebt, um Funktionen wie Payment, Versand, Business Intelligence, Marketing Automation, CRM, ERP oder Product Recommendations in allen Regionen der Welt abzudecken. Auch die Entwickler dieser Extensions müssen ihre Ressourcen sinnvoll einteilen und orientieren sich somit am aktuellen Stand der Technik, statt Legacy-Plattformen unbegrenzt zu unterstützen.
Was macht eine Migration auf Magento 2 so aufwändig?
Einer der großen Vorteile von Magento ist die Anpassbarkeit der Plattform. Die Einbindung von Extensions von Drittanbietern ist ebenso gängig wie die Entwicklung von kundenindividuellen Modulen, um Features abzudecken, die über den Standard hinausgehen. Genau darin liegt jedoch auch die große Herausforderung bei der Migration von Magento 1 auf 2: da fast jeder Shop an der einen oder anderen Stelle vom Standard abweicht, gestaltet sich auch jede Migration unterschiedlich komplex. Grundsätzlich gilt natürlich, dass Shops mit vielen eigens programmierten Modulen und integrierten Extensions schwieriger zu migrieren sind als solche, die sich weitestgehend am Standard halten. Die folgende Struktur hilft bei der Veranschaulichung der Teilbereiche eines Migrationsprojektes:
Der Shop muss auf den Prüfstand
Das bringt uns auch bereits zur ersten wichtigen Erkenntnis eines Migrationsprojektes: beim Wechsel auf Magento 2 sollte niemals der Status Quo als gegebene Basis akzeptiert werden. Stattdessen muss für jeden einzelnen Teilbereich - also Custom-Module, Extensions, Schnittstellen und Daten - evaluiert werden, ob die Funktionen nach wie vor benötigt werden, ob die bestehende Lösung noch zeitgemäß und ob bestimmte Funktionen in der neuen Version bereits mit Standard-Features oder einfacheren Extensions bedient werden können.
Ein Punkt ist dabei ganz elementar: die 1:1-Übertragung eines Shops von Magento 1 auf 2 wird in den meisten Fällen mehr Entwicklungsaufwand verursachen, als ein sauber geplanter Relaunch auf aktuellem Stand der Technik. Somit kann und sollte die Migration auf Magento 2 immer auch als Anlass genutzt werden, die gewachsene Landschaft an Schnittstellen und Erweiterungen auf Sinnhaftigkeit und verbundenen Aufwand zu überprüfen und die Struktur des neuen Shops nach Möglichkeit zu verschlanken. So wurden in Magento 1 beispielsweise verschiedene Zahlungsmöglichkeiten als einzelne Extensions eingebunden, welche in Magento 2 durch die Integration eines zentralen Payment Service Providers wie Payone deutlich vereinfacht werden können.
Daher ist es wichtig, die Stakeholder des Shops (beteiligte Mitarbeiter, externe Partner und vor allem auch Kunden) bereits vor Start der Umsetzung in die Definition der Requirements aktiv mit einzubeziehen, um sämtliche User Stories im Zuge des Relaunches zu überdenken. Auch das Screening des bestehenden Shops mit einer Heatmap (z.B. hotjar) kann dabei helfen, die Interaktion der User mit Features und Links zu prüfen und aus den Erkenntnissen die UX für den Relaunch zu verbessern.
Das Migrationsprojekt braucht daher einen erfahrenen Product Owner, der die Requirements und die damit verbundenen Aufwände in Einklang bringen und eine sinnvolle Konsolidierung der Erweiterungen eines Shops steuern kann.
Hier erfahren Sie mehr über unser Projektmanagement-Setup
Da wir bereits eine Vielzahl an Shops von Magento 1 oder anderen Systemen auf Magento 2 migriert haben, verfügen wir über einen verlässlichen Projekt-Fahrplan, um auch Ihren Shop technisch sauber und zügig auf Magento 2 aufzusetzen.
Migration der Bestandsdaten - darauf kommt es an
Neben den Extensions und Custom Features gehört die Migration der Bestandsdaten zu den wichtigsten Bestandteilen des Migrationsprojektes. In der Theorie übernimmt diese Aufgabe das Migration Tool von Magento, wodurch eine Datenmigration quasi ohne Entwicklungsaufwand erfolgen kann. Out of the Box funktioniert dieses Tool aber nur für Datenstrukturen, die dem Magento-Standard entsprechen. Alle Abweichungen vom Standard müssen vor der Migration der Daten angepasst werden, weshalb auch ein Review der Datenstruktur vor der Migration notwendig ist.
Die wesentlichen zu migrierenden Daten sind in der Regel:
- Katalog-Daten: Produktkategorien, Produkte (inklusive Bildern und Nutzerbewertungen), Attribute und Attribut-Sets
- Kundendaten: Login, Adressdaten, Zahlungsinformationen, Dokumente, Bestell-Historie
- Coupon Codes für bestehende Promo-Aktionen
- URL-Struktur: URL Keys zu migrieren, statt 301-Weiterleitungen zu verwenden, verbessert die SEO-Performance des neuen Shops
Vor allem die Übertragung von individuellen Attributen gestaltet sich in der Praxis oft aufwändig. Während in Magento oft viele unterschiedliche Attribute in einer Kategorie gesammelt wurden, wird in Magento 2 empfohlen, wenige Attribute in Attribut-Sets zu gruppieren. Das erhöht die Performance des Shops, vor allem im Admin-Bereich. In vielen Migrationsprojekten befinden sich im Datenbestand alte Attribute, deren Sinn nicht (mehr) bekannt ist. Für eine effiziente Migration ist deshalb eine gute Kenntnis über den eigenen Datenbestand notwendig, um im Zuge der Migration auch die Datenstruktur des Shops zu bereinigen und somit den Aufwand der Migration zu reduzieren und die Performance in Storefront und Admin-Bereich zu erhöhen.
Fazit: es kommt auf den richtigen Fokus an
Ein Magento 1 Shop ist in der Regel über viele Jahre in seinem Funktionsumfang und seinen Erweiterungen gewachsen. All diese Funktionen in einem Migrationsprojekt innerhalb von wenigen Monaten umzuziehen, kann in der Praxis oft unmöglich sein. Deshalb sollte schon in der Angebotsphase des Projektes eine klare Erwartungshaltung erarbeitet werden, welche Bereiche und Features für den erfolgreichen Betrieb des Shops wirklich relevant sind und daraus ein MVP (Minimum Viable Product) ableiten. Das hilft zum Einen, die Kosten und die Laufzeit des Projektes zu minimieren und schnell ein schlagkräftiges Produkt einsetzen zu können - vor allem mit Blick auf den auslaufenden Support von Magento 1 im Juni 2020. Zum Anderen kann eine Verschlankung der bestehenden Daten- und Modulstruktur auch wertvolle Einblicke liefern, welche Features von den Zielgruppen wirklich genutzt werden - und welche keiner vermissen wird.
Wir haben bereits zahlreiche Unternehmen bei der Migration auf Magento 2 begleitet - sprechen Sie uns an, um Ihr Migrationsprojekt zu evaluieren und ein individuelles Angebot zu erarbeiten.
Benedikt Merl
Benedikt Merl ist Marketing Consultant bei Creativestyle. Er hilft unseren Kunden bei der wettbewerbsfähigen Positionierung ihrer Shops.